Am Rio Sipapo in Venezuela

 

 

In Venezuela fingen wir im Orinoko-Einzug im Rio Sipapo (pH 4,5,  4µS, 29° C), kurz vor seiner Einmündung in den Rio Orinoko, eine Aequidens-Art, die man, wenn es sich um noch nicht voll ausgewachsene Exemplare handelt, leicht für Aequidens pallidus halten kann. 


Diese Art aus dem unteren und mittleren Rio Negro hat sich allerdings als typischer Offenbrüter herausgestellt, während die wissenschaftlich noch unbeschriebene Art aus dem oberen Orinoko-Einzug ein larvophiler Maulbrüter ist.   

Unseren ersten Fundort dieser Fische erreichten wir per Boot von Puerto Venado am Rio Orinoko, von dem wir in den Rio Sipapo einfuhren. Wir folgten ihm etwa 45 Minuten hinauf, machten das Boot in einer felsigen Bucht fest und erkundeten das Umfeld.

Am westlichen Ufer fanden wir Restwasserlöcher eines kleinen Baches, der nun, in der Trockenzeit, nicht mehr floss.  

Lediglich ein paar größere, sich über mehrere Meter erstreckende Pools waren noch vorhanden. Vom dichten Urwald wurden sie stark beschattet, so dass das Wasser kaum 25° C warm war, und Lagen voller Holz und toter Blätter sich darin befanden.

Das Wasser war aber klar und die Kolke immerhin so breit und tief, dass man darin schnorcheln konnte. Die vorherrschenden Fische waren hier (im Freiwasser) Poecilocharax weitzmani, (an der Wasseroberfläche) Poptella compta und (im Bodenbereich) Apistogramma uaupesi und die "Orinoko-Aequidens".

Von letzteren beobachteten wir ein Paar, das seine freischwimmenden Jungfische betreute. 

Abgeschnittenes Restgewässer am Rio Sipapo


Bei unserer Annäherung versuchten die Jungen  mehrfach ins Maul der Mutter einzuschwimmen. Diese nahm zeitweise auch einen Teil der Jungen auf, spuckte sie bald darauf aber wieder aus.                                                                                            

♀ mit Jungfischen von Aequidens sp. "Orinoko"


Etwa eine halbe Stunde mit dem Motorboot weiter flussaufwärts fanden wir dann auf der anderen Seite des Rio Sipapo einen flachen und klaren Zulauf, der sich durch den Wald schlängelte und ebenfalls tiefere Kolke ausgebildet hatte, in denen man wiederum schnorcheln konnte.  Sein hellsandiger Grund war stellenweise mit Laub bedeckt und hier und da gab es ein paar Steine, aber im Wesentlichen war der Lebensraum seiner aquatischen Bewohner durch Totholz (Wurzeln, Äste, Zweige…) strukturiert.   


kleiner „Pool“ mit z.T. viel Laubeintrag


Hier fanden wir zahllose große und kleine Salmler, darunter auch Paracheirodon axelrodi, aber auch diverse Buntbarsche, so etwa Apistogramma uaupesi, Satanoperca daemon, Zwerg-Crenicichla, Biotodoma wavrini und eben die "Orinoco-Aequidens".

                   

Verfasser: Achim Ulmer, D 72 5783    Fotos: U. Werner, D 59 0985